Podiumsdiskussion "Globale Wirtschaft und/oder Fairness"
Diskrepanz oder Zukunftskonzept




Graz (19.06.2014). - Das Thema „Globale Wirtschaft und/oder Fairness?" stand am Montag, 19. Mai 2014, im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion, die zum Start der „ Fairen Wochen Steiermark 2014″ im Meerscheinschlößl der Karl Franzens-Universität Graz stattfand. Am Panel waren hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vertreten: Landeshauptmann Franz Voves, Wirtschaftethiker Bernhard Ungericht von der Universität Graz, Chocolatier Josef Zotter, Trude Kalcher von Trigon Entwicklung und Heinz Felsner von respACT stellten sich den kritischen Fragen des Moderators Ernst Sittinger (Kleine Zeitung).
Landeshauptmann Franz Voves, der in der Steiermark für Entwicklungszusammenarbeit verantwortlich ist, wollte an diesem Abend eher nicht in seiner Funktion als Politiker sondern vielmehr „als langjähriger Akteur und Manager in der Wirtschaft″ den Anwesenden Rede und Antwort stehen. So zeigte er schonungslos auf, dass die Fairness und soziale Verantwortung, die in einem Familienbetrieb selbstverständlich sei, im Zuge der Globalisierung verloren gehe, sobald ein Markt von einem Oligopol oder Monopol mit wenigen oder gar weltweit nur einem einzigen Anbieter beherrscht wird. „Da wäre die Politik gefordert, klare Grenzen zu setzen und beispielsweise bei uns für eine EU-weite Transparenz zu sorgen.″ Was das Land betrifft, deklarierte er sich als Vertreter einer „Ökosozialen Marktwirtschaft im Sinne des Global Marshall Plans″.
Als Wirtschafts-Ethiker und Universitätsprofessor konfrontierte Bernhard Ungericht das Publikum mit Fakten, die die Unwilligkeit von Unternehmen und auch von deren Interessensvertretungen unterstreichen, ökologische und menschenrechtliche Standards zu zu sichern. Thematisch spannte er einen großen Bogen von einerseits der Diskrepanz zwischen den Konzepten der Fairness und der Wirtschaft, die rein auf Nutzenoptimierung und Gewinnmaximierung abzielt (und daher Fairness ausschließt), bis zum Mangel an Bewusstseinsbildung für diese Thematik - auch an den Universitäten. Ungericht: „Wie soll sich Fairness ausbreiten, wenn 40 Prozent der globalen Wirtschaft von 147 Eigentümern kontrolliert werden, die nichts als Profit verlangen?″
Chocolatier Josef Zotter gewährte einen Einblick in seine Unternehmensphilosophie, die mittlerweile als Best Practice-Beispiel gilt. Fairness in der Wirtschaft sei eine Notwendigkeit zur Überlebenssicherung kleiner Betriebe – nicht nur in der Landwirtschaft. Für ihn ist dieser Grundsatz jedenfalls eine Prämisse im Management seiner Firma. Sozialbilanzen und CSR-Berichte, die das Verantwortungsbewusstsein und vorbildhafte Verhalten in die Öffentlichkeit tragen sollen, sind für Zotter nachrangig - im Mittelpunkt steht die Bemühung, ökologisch verträglich und nachhaltig zu wirtschaften. Und das "muss auch streng zertifiziert werden", unterstrich Zotter.
Die Unternehmensberaterin Trude Kalcher appellierte unterdessen vor allem an die Studierenden, eine Zukunft "mit mehr Fairness" anzustreben, in die ganze Verantwortung der Wirtschaft berücksichtigt wird und nicht nur das Optimieren von Ablaufstrukturen auschlaggebend ist.
Heinz Felsner stellte RespACT, (s)eine Unternehmensplattform für Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltige Entwicklung vor. Als Beispiel, wie ökologische und soziale Ziele ökonomisch und eigenverantwortlich zu erreichen sind, nannte er die Installation einer Photovoltaik-Anlage mit 100 Kilowatt, die – obwohl dafür eine Eigenverbrauchssteuer zu leisten ist – in seiner Firmengruppe errichtet wurde.
Das Interesse an der Veranstaltung war groß, und so nutzten einige der zahlreich erschienen ZuhörerInnen die Chance Fragen zu stellen in einer direkten Diskussion mit dem Podium.
Übrigens: Die Podiumsdiskussion wurde im Rahmen der diesjährigen Ringvorlesung des Masterstudiengangs "Global Studies" der Universität vom FairStyria-Team des Landes Steiermark in Partnerschaft mit dem "Social Business Club Styria" und dem Akademischen Forum für Außenpolitik (AFA) organisiert. Diese Zusammenarbeit zwischen FairStyria und Global Studies hat bereits mit der Einrichtung dieses Masterstudienganges im Jahr 2010 begonnen. Das nächste Projekt ist der FairStyria-Tag des Landes Steiermark (Mittwoch, 25. Juni 2014 in der Grazer Burg), der den Höhepunkt der " Fairen Wochen Steiermark" bilden wird.
Text: Tanja Fink
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